Das dritte Trimester - Rückblick über meine Schwangerschaft
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Das dritte Trimester - Rückblick über meine Schwangerschaft

Es ist soweit: ich schreibe das Schlusswort zu meiner Schwangerschaft. Oft wird gesagt, dass das erste und dritte Trimester sehr ähnlich oder sogar gleich sind, hierzu möchte ich meine Meinung mit euch teilen.


Drittes Trimester Rückblick Schwangerschaft

Diabetes

Das dritte Trimester startet in der Schwangerschaftswoche 28+0. Ich bin also Anfang Dezember in das letzte Drittel meiner Schwangerschaft gerutscht. In dieser Zeit stand wirklich viel an: neben dem Geburtstag meiner Mama haben wir auch viel Besuch bekommen und haben selber viele Freunde besucht. Ich war außerdem beim Diabetiker Treff von Blickwinkel Diabetes auf dem Weihnachtsmarkt, wir waren in Straßburg und hatten einige Termine. Ich war wirklich viel unterwegs und hatte ordentlich Bewegung im Alltag, was mit der Zeit immer schwerer wurde. Trotz dieser vielen Bewegung habe ich aber festgestellt, dass ich immer mehr und mehr Insulin benötige. Trotz Sport, Spaziergängen und großzügiger Berechnung waren meine Werte nur noch selten im Zielbereich, was für ziemlichen Bauchschmerz gesorgt hat. Wie schon im zweiten Trimester waren die Mahlzeiten hauptsächlich Auslöser für schlechte Werte und egal in welche Richtung ich meine Mahlzeit oder meine Insulinfaktoren anpasste, so richtig besser wurde es nicht. Bis zu meinem nächsten Kontrolltermin beim Diabetologen war noch etwas Zeit jedoch kam mir eine Idee: die Louwen-Ernährung. Diese Art der Ernährung schließt eigentlich nur Industriezucker und Weißmehlprodukte aus und wird daher nicht nur Schwangeren empfohlen, denn es handelt sich schlicht um eine gesunde Ernährungsform. Da der Louwen-Ernährung aber ein positiver Effekt auf den Geburtsverlauf nachgesagt wird, wird diese Diät ab der 32. Schwangerschaftswoche empfohlen. In diesem Blogbeitrag gehe ich aber ganz ausführlich auf diese Ernährung ein. Bei meiner Recherche bin ich dann auf die s.g. Glyx-Ernährung gestoßen, die quasi alle Lebensmittel ausschließt, die für einen schnellen Blutzuckeranstieg sorgen. In meinen Augen machte das für mich Sinn, da ich ja für fast jedes Lebensmittel Insulin spritzen muss und um möglichst viele Rezeptoren frei zu halten bzw. wenig Insulin im Körper zu haben, müsste ich meine gesamte Ernährung umstellen. Aus diesem Grund verzichtete ich ab der 30. Schwangerschaftswoche auf sehr sehr sehr viel. Und hatte plötzlich viel bessere Blutzuckerwerte.

Bei meinem nächsten Kontrolltermin beim Diabetologen und auch beim Frauenarzt habe ich das natürlich erwähnt und diese haben mich nur darauf angesprochen, dass ich auf keinen Fall hungern sollte und darauf achten muss, dass ich meinen täglichen Kalorienbedarf trotzdem abdecke. Das habe ich natürlich befolgt und dann angefangen fettigere Milchprodukte zu verwenden, wieder Kaffee mit Milch zu trinken, mehr Nüsse und z.B. Mandelmus auf mein Obst zu geben, damit ich eben alles etwas strecke. Das funktionierte auch gut, solange ich mich eben daran gehalten habe. Über die Weihnachtsfeiertage und Silvester war es natürlich schwer zuzusehen, wie sich alle den Bauch voll schlagen und ich mit meinem Salat am Tisch sitze und mir gerade so eine Scheibe Vollkornbrot erlauben darf, ich konnte mich auf den Weihnachtsmärkten auch nur sehr schwer zurückhalten und selbstverständlich war ich jedes Mal schlecht drauf und panisch, wenn meine Werte dann schlecht waren. Es war nur unfassbar schwer in dieser verführerischen Zeit auf so vieles zu verzichten und meinem Körper machtlos "ausgesetzt" zu sein. Ich versuchte immer jegliche Nascherei mit Bewegung zu verbinden aber besonders als es kalt war und ich immer schlechter in meine Kleidung passte, machte es auch einfach keinen Spaß mehr raus zu gehen. Ich bin meinem Mann sicherlich auch tierisch auf die Nerven gegangen mit meiner Verzweiflung und damit, dass ich eben ständig darüber reden musste, wie sch... alles doch ist. Er hat aber sehr tapfer durchgehalten. Und mit der Zeit habe ich mir auch einfach immer wieder etwas gegönnt, viel viel viel Insulin gespritzt und versucht gelassen zu bleiben, wenn ich mal über die obere Linie hinausgehe. Schließlich wirkt das Insulin auch nicht besser, wenn ich mich aufrege. Ganz im Gegenteil.


Ab Mitte der 36. bzw. Anfang der 37. Schwangerschaftswoche ging es mir plötzlich viel besser mit dem Zucker. Ich reagierte wieder besser auf das Insulin und hatte wieder Werte unter 100mg/dl.

Zusammenfassend kann man also sagen: die Plazenta hat ihren Job gut erledigt, denn die Insulinresistenz war sehr präsent und wurde immer stärker. Ich bin irgendwann von meinem Korrekturfaktor 100 auf 40 runter, habe jegliche Art von Kohlenhydraten und teilweise sogar Obst komplett aus meinem Alltag streichen müssen und möglichst weniger als 40 Gramm Kohlenhydrate pro Mahlzeit zu mir genommen, um Spitzen zu vermeiden und was das Basalinsulin angeht schaue ich lieber nicht rein.




Schwangerschaftsvorsorge allgemein

Vor Weihnachten hatte ich bereit den Termin zur Geburtsanmeldung in meiner Wunschklinik, wobei man die ja fast nicht so nennen kann, da aufgrund der Risikoschwangerschaft nur bestimmte Krankenhäuser eine Anmeldung meinerseits, d.h. eine geplante Geburt in diesen Einrichtungen, annehmen dürfen.

Bei der Geburtsanmeldung habe ich mich sehr wohl gefühlt, jedoch machten mir die medizinischen Themen Angst. Besonders die vielen Informationen und Entscheidungen bezüglich der Beckenendlage, in der sich das Baby zu dem Zeitpunkt noch befand, waren sehr besorgniserregend. Es war natürlich das Spiel des Lebens, dass mich die Hebamme ewig und drei Tage über alles aufgeklärt hat, ich verzweifelt mit meinem Mann über die Entschlüsse geredet hab und wenige Minuten später beim Ultraschall raus kam, dass sich das Mäuschen nun doch schon in Schädellage gedreht hatte.



Mit einem gute Gefühl diesbezüglich sind wir am Nachmittag dann zum Dritt-Trimester-Screening und haben auch dort nur gute Nachrichten gehabt. Trotz der Schwankungen und Abweichungen war das Kleine vollkommen gesund, Größe, Gewicht und Kopf passten zur Schwangerschaftswoche und bis auf weiteres gab es keinen Grund zur Sorge. Das erste CTG war aufregend und im neuen Jahr würden dann Termine im zweiwöchigen Abstand beginnen. Und das war dann leider auch der erste kleine Rückschlag in der Schwangerschaft. Der erste Termin im Januar schien erst gut zu sein, jedoch ergaben die Berechnungen der Ärztin dann, dass die Kleine doch 2 Wochen "reifer" sei. Außerdem sei ihr Brustkorb größer als er sein sollte. Meine Blutzuckerwert über die Feiertage haben wohl doch Folgen mit sich gebracht. Der Gebärmutterhals hatte sich auch bereits auf 2,8cm verkürzt, was jedoch weniger schlimm sei, denn in wenigen Tagen sei eine Geburt wirklich überhaupt nicht mehr problematisch, zudem es bisher auch keinerlei Anzeichen dafür gegeben hatte.

Nach diesem Termin war ich echt geknickt, da ich mich doch etwas darauf verlassen hatte, dass schon alles gut werden würde. Auf der einen Seite war ich sehr sauer auf mich selber, da ich genau wusste, dass ich mich nicht auf den bisher positiven Ergebnissen ausruhen sollte und auf der anderen Seite nervte es mich, dass ich von allen Seite ständig mit unnützen Aussagen wie "Du machst das so toll" oder "Es wird schon alles gut gehen" berieselt wurde. Ich weiß, dass die Leute es alle nur gut meinen und mir Mut zusprechen wollten, jedoch wäre eine nette Umarmung ganz oft viel hilfreicher gewesen. Meine Schwägerin hatte einmal eine wundervolle Gemüseplatte mit Dip für mich vorbereitet, was ich unfassbar toll fand. Ich hatte gar kein Problem damit die Süßigkeiten und Snacks wegzulassen. Während alle anderen immer Kuchen auftischen und mich fragen, ob ich etwas anderes essen möchte, hat sie von sich aus einfach etwas vorbereitet und mir damit so eine Freude bereitet, dass ich mich echt unterstützt gefühlt hab. Sie hat auch von solchen Sprüchen abgesehen, als ich davon erzählt hatte, dass der letzet Termin eben nicht nur positiv war.

Aus diesem Erlebnis habe ich für mich gezogen, dass ich bei einer nächsten Schwangerschaft ganz klar kommunizieren werde, dass wir uns doch alle leere Aussagen ersparen können. Ich verstehe, wenn jemand nicht weiß, was er sagen soll aber in solchen Situationen tut es ein freundliches Lächeln einfach mehr, als vermeintlich aufbauende Worte.


Leider wurde beim Termin in der 37. Woche kein Ultraschall des Kindes gemacht, jedoch waren auf dem CTG bereits Wehen zu sehen und der Muttermund war nicht mehr verschlossen. Einerseits war es schön zu wissen, dass sich das Kind und mein Körper langsam auf die Geburt vorbereiten, jedoch wusste stand ein weiterer Kontrolltermin in der Geburtsklinik an und ich war total verunsichert, da ich nicht einschätzen konnte, ob die Kleine weiterhin zu viel an Gewicht zugenommen hatte und ich beim Termin in der Klinik eventuell gleich mit der Einleitung konfrontiert werden würde.


Bereits Wochen davor hatte ich mich aber mit dem Thema befasst und für mich den Entschluss gefasst, dass ich einer Einleitung vor der 40. Schwangerschaftswoche nicht zustimmen möchte, sofern die Größe des Kindes nicht sehr kritisch ist. Ich habe auch versucht mein Gewissen damit zu beruhigen, dass die Größe und das Gewicht auf dem Ultraschall ja nur Schätzungen sind und es ja schon einmal vorgenommen ist, dass das Kind angeblich zu groß war und wenige Tage später bei einer weiteren Untersuchung ideale Werte hatte.


Nun war es so, dass ich mich in der 38. Schwangerschaftswoche erneut in der Klinik vorstellen sollte. Es wurde noch einmal ein Ultraschall gemacht und festgelegt, dass das Kind etwas größer ist und ein Termin für die Einleitung wurde festgelegt.

Als ich dann bei 38+2 zur Einleitung kam, hatte der Arzt im Kreißsaal erneut ein Ultraschall gemacht und keine zu große Abweichung zur Normalkurve des Kindes vermessen können. Also wurde ein erneuter Termin in der Folgewoche vereinbart. Auch dann wurde ich wieder heim geschickt und wir einigten uns darauf, dass dann bei 40+0 wirklich eingeleitet wird. Was getan wurde.


Abgesehen vom Geburtsvorbreitungskurs, den wir im Januar online zusammen gemacht haben, hatte ich am Tag nach dem Termin im Krankenhaus einen vierstündigen Stillvorbereitungskurs, den ich ebenfalls sehr informativ fand.


Nesting, mentale Vorbereitung und allgemeiner Zustand

Das neue Jahr startete mit meiner Baby Shower Party . Nach dieser begann ich langsam mit den letzten Vorbereitungen auf unser Baby. Fast alles, was noch auf meiner Liste offen war, habe ich zur Party bekommen, sodass ich nur noch den Wochenbetteinkauf erledigen musste. Ich fing an die Kleidung zu waschen, den Schrank und die Wickelkommode einzuräumen, wir stellten das Babybett in unser Schlafzimmer sodass es bereits unsere Gerüche annehmen konnte und ich mich auch ein wenig an den Anblick gewöhnen konnte. Ich zog außerdem einen Matratzenschutz auf, damit ich im Fall eines Blasensprungs nicht unser nagelneues Boxspringbett durchnässe und wir bauten den Kindersitz im Auto ein.

Ich begann mit Schwangerschaftsmeditation, Atemübungen und in der 37. Woche fing ich an Himbeerblättertee zu trinken und Gerichte mit Datteln zu essen.



Allgemein ging es mir aber weiterhin gut. Klar, die Rückenschmerzen wurden immer stärker, ich wurde unbeweglicher, wollte nicht mehr so viel zu Fuß unterwegs sein und konnte immer mehr Ruhe vertragen, die ich mir dann auch (endlich) gegönnt habe. Ich hatte immer wieder ein unbeschreibliches intensives Gefühl, wenn ich gelaufen bin, was vermutlich der aufgehende Muttermund war. An wenigen Abenden in der 37. Woche war mir sehr schlecht, was sich aber gelegt hatte, sobald ich zur Ruhe kam. Ich würde das mal als Aufregung deuten.


Mit der Zeit kamen dann auch plötzlich Stimmungsschwankungen bzw. kleine mentale Zusammenbrüche. Ich heulte aus tiefstem Herzen wenn ich darüber nachgedacht hatte, dass wir in Kürze ein kleines Kind haben und sich unser Leben vollkommen ändern wird. Ich machte mir sorgen, schwärmte aber auch vom Charakter und dem Aussehen unseres kleinen Menschen. Ich stellte mir mich und meinen Mann in unseren neuen Rollen vor, machte mir Sorgen über die Zukunft, dachte über das Elternsein und unsere Beziehung nach und stellte mich langsam darauf ein, dass dieses Wunder der Natur bald ein Ende hat und ein neuer Abschnitt beginnt.


An Tagen an denen ich Angst davor hatte, dass es bald los geht, redete ich mir ein, wie ich endlich wieder essen könnte und mir erstmal die leckersten Gerichte überhaupt liefern lasse. Ich kaufte mir meine liebsten Süßigkeiten, die ungesündesten Tiefkühlbrötchen und dazu jeden Aufstrich, den ich so sehr vermisst habe. Ich freute mich auf meine geliebten Klamotten, die ich schon seit Monaten nicht tragen konnte und darauf, dass ich mich endlich wieder wie ein Mensch fühlen würde, wenn ich nicht mehr in Leggings und Schlabberlook rumlaufen muss.

Die erste Februarwoche hatte in mir gemischte Gefühle ausgelöst. Mein Mann war an diesem Wochenende verplant und ich wollte auf keinen Fall, dass er einen dieser Termine nicht wahrnehmen kann. Ich wusste zwar, dass die Geburt unseres Kindes Vorrang hatte, aber ich wollte, dass er diese Termine wahrnehmen kann. Außerdem hatte mein Opa Geburtstag und ich wollte ihn unbedingt noch einmal im schwangeren Zustand besuchen gehen. In der zweiten Februarwoche stand aber noch der Stillvorbereitungskurs an, jedoch sollte am Tag davor noch der Termin in der Klinik stattfinden. Da ich Angst hatte, dass sie an diesem Tag einleiten wollen, wollte ich unbedingt, dass die Geburt am Sonntag nach dem Geburtstag meines Opas alleine los geht. Ich merkte aber auch, wie ich mir damit Druck machte. Ich meditierte. Ich meditierte was das Zeug hält. Damit habe ich in der 34. Woche angefangen. Erst hörte ich mir im Bett Einschlafmeditationen an, dann begann ich aber auch tagsüber 1-2 Meditationen durchzuführen. Ich musste mir selber dazu verhelfen, geduldig zu sein und meinem Baby und meinem Körper zu vertrauen. Je näher der Geburtstermin rückte desto schwerer ist es mir natürlich gefallen, mich zu entspannen und zu konzentrieren. Hyponobirthing hat mich nicht gecatcht, aber Entspannungsreisen bzw. Ruheorte konnte ich gut für mich manifestieren, was ich mir unter Geburt sehr gut vorbestellen konnte. Ich hatte sowas schon als Jugendliche gemacht, um mich abzugrenzen, wenn mir Situationen zu viel wurden, sodass ich mir vorgenommen hatte dies auch unter Geburt zu machen um Kraft zu sammeln und die Zeit der Wehen gut zu verkraften.


Wie das Schicksal es wollte, kam unsere Maus nicht von alleine. Also wurde am errechneten Geburtstermin eingeleitet.

Seit etwas mehr als einer Woche liegt unsere kleiner Engel in unseren Armen, was mich mit purem Glück erfüllt. Unser Start war nicht leicht, jedoch möchte ich darauf nicht weiter eingehen.

Über die Geburt werde ich vermutlich keinen Bericht schreiben, da ich die Einleitung nicht vertragen habe und die Geburt daher voller Komplikationen war. Ich selber hatte mir kaum Geburtsberichte angesehen / durchgelesen, da ich wusste, dass jede Geburt individuell ist. Ich befürchte, dass meine Erfahrung anderen Frauen Angst macht oder abschreckt, was ich nicht möchte. Ich war der Geburt gegenüber immer positiv eingestellt und dass es nun nicht so kam, lag einfach an den Umständen. Die Hormone haben ihre Arbeit erledigt, denn ich kann mich nicht an die Schmerzen erinnern und trotz der Erfahrung und dessen, dass mein Körper und meine Seele immer noch heilen, kann ich mir vorstellen weitere Kinder zu bekommen.

XX Valentina

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