30 Tage Digital Detox - (m)ein Monat ohne Insta & Co.
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30 Tage Digital Detox - (m)ein Monat ohne Insta & Co.

30 Tage ohne soziale Netzwerke, Fernseher, bestenfalls auch ohne Musik und Podcasts. Ein Monat digitaler Detox - was das bringen soll? Ich spreche über (m)einen Monat ohne Insta & Co.


Angefangen hat alles damit, dass mein Mann im Urlaub das Buch Digitaler Minimalismus von Cal Newport gekauft und gelesen hat. Nach unserem Sommerurlaub hat er dann beschlossen, 30 Tage auf digital Detox zu gehen und die Nutzung aller sozialen Netzwerke zu unterlassen, den Fernseher sowie den Laptop nicht zu nutzen und sein Handy nur noch auf das wirklich Unverzichtbare zu reduzieren.


Ich verstehe den Sinn hinter der Idee und halte das auch für gut, um ab und zu eine Distanz zu schaffen. Für mich hat dieser Versuch bzw. dieses Journal aber eine Art Entzug dargestellt, mit dem ich mich einfach nicht identifizieren konnte. Ich bekomme meinen Alltag problemlos geregelt und hänge nicht am Handy statt meine To-Do's zu erledigen. Ich verzichte sogar gerne und unternehme lieber Dinge fern von allen Bildschirmen, weshalb ich erst nicht angetan war.


Nachdem mein Mann aber den ersten Tag "ohne" Handy verbracht hat und wir am Abend in ein nettes, langes Gespräch gekommen sind, hat er mir vorgeschlagen, das doch auch auszuprobieren. Zu zweit ist alles leichter und ganz ehrlich, ist ja auch doof, wenn einer ständig die Decke anschaut während der andere sich die Zeit mit Instagram, YouTube und Co. vertreibt.

Ich lehnte die Idee erst ab, weil es für mich nach einem ungünstigen Zeitpunkt schien. Aufgrund der Schwangerschaft war ich viel Zuhause und da es Anfang August war und all unsere Freunde sowie die Familie im Urlaub war, war mir auch schon ziemlich langweilig.

Am nächsten Morgen habe ich mich aber doch dazu entschieden und mir meine eigenen Regeln für die 30-Tage-Challenge aufgeschrieben.


Erlaubt sind:

- telefonieren

- E-Mails

- Antworten auf Verkaufsplattformen wie Kleinanzeigen oder Vinted

- YouTube Videos für Workouts

- Tools auf dem Handy wie Taschenrechner, Kalender, Erinnerungen, Einkaufsliste, etc.

- Internetbrowser für Recherchen (Adresse, Telefonnummern, Bahnfahrplan)

- kurze Nachrichten für wichtige Anliegen, kurze Informationen etc. (Notwendigkeiten)

- mein Blog (weil kreativ)


Nicht erlaubt:

- Social Media Scrolling (Instagram, Facebook, Pinterest, TikTok)

- Spiele (Candy Crush, Sudoku, etc.)

- YouTube, Netflix, Snapchat

- Online Shopping

- Konversationen per Nachrichten


Wie sich diese Regeln zusammensetzen ist ziemlich einfach, jedoch solltet ihr das Buch für den genauen Hintergrund bzw. die Erkenntnis lieber selber lesen.

Cal Newport schreibt in seinem Buch (ich weiß nicht mehr auswendig, ob er sich auf eine Studie oder eigene Beobachtungen bezieht), dass die Kommunikation zwischen Menschen durch Textnachrichten schlechter wird und nicht besser. Es stärkt unsere zwischenmenschlichen Beziehungen und unsere sozialen Kompetenzen nicht, wenn wir schreibe. Stattdessen sollen wir telefonieren oder auch per Videoanruf kommunizieren, denn auf diese Weise nehmen wir wieder Mimik, Veränderungen in der Stimme und Tonlage des anderen wahr und müssen vor allem direkt im Austausch sein. Wir können bei einem Anruf nicht wie bei einer Nachricht stundenlang warten, da der Fluss sonst unterbrochen wird.


Aber auch für die eigene Entwicklung ist digitaler Minimalismus wichtig. Wenn wir unsere Zeit nicht mehr vor dem Fernseher oder mit dem Scrollen durch soziale Medien vertreiben und Langeweile empfinden, werden Kreativität und Selbstbewusstsein gefördert. Außerdem werden bestimmte Regionen unseres Gehirns erst dann aktiv, wenn uns langweilig ist.


Ich möchte aber gar nicht so viel auf die "harten Fakten" eingehen, was die Reizüberflutung durch viele digitale Tools mit uns macht. Vielmehr geht es mir hier darum zu berichten, wie ich die 30 Tage wahrgenommen habe.


Zugegeben, die ersten Tage waren wirklich sehr hart. Mein Mann war bei der Arbeit während ich Zuhause mit den Problemen meiner Schwangerschaft im Bezug auf den Diabetes zu kämpfen hatte. Zwar konnte ich mich durch meine ungeteilte Aufmerksamkeit vollkommen dem hingeben, was mein Körper gerade braucht, aber das waren ja nur Situationen und keine stundenlange Beschäftigung. Auch meine Hausarbeit war kein großer Zeitvertreib, da ich innerhalb von 2 bis maximal 3 Stunden wirklich alles erledigte, was es zu erledigen gab. Ich bemerkte schnell, dass ich anfing, die Zeit totzuschlagen. So trug ich jedes Kleidungsstück einzeln vom Balkon in die Wohnung, wenn ich Wäsche abgehangen habe oder staubsaugte einfach ein zweites Mal, wenn ich einen Krümel entdeckte.


In dieser Zeit waren viele Freunde und sogar die Familie im Urlaub, sodass ich kaum Kontakt zu anderen Pflegen konnte, da viele Leute einfach telefonisch nicht erreichbar waren. Ich freute mich dann umso mehr, als meine kleine Schwester für ein paar Tage zu uns kam. Mit ihr bin ich dann wenigstens spazieren gegangen und wir hatten geplant ins Schwimmbad zu gehen. Das hätte ich auch alles alleine machen können aber da es mir nicht immer gut ging und es auch brutal heiß war, vermied ich es alleine draußen zu sein.


Obwohl ich eigentlich immer eine Beschäftigung finde, stellte mich nichts davon so richtig zufrieden. Ich hatte keine Lust zu fotografieren und bereits die ganze Schwangerschaft über hat mich einfach kein Buch wirklich begeistern können, sodass ich mich auch damit nicht wirklich bespaßen konnte. Schreiben bereitete mir immer noch große Freude aber ein Blogpost ohne Bilder ist ja nicht das Wahre. Außerdem hatte ich auch nichts, worüber ich hätte schreiben können, denn ich saß schließlich den ganzen Tag alleine Zuhause und habe wortwörtlich nichts gemacht.


Deswegen habe ich mich immer sehr gefreut, wenn mein Mann von der Arbeit kam. Auf unsere Beziehung hat der digitale Detox wohl die beste Auswirkung, denn durch die viele Zeit haben wir unglaublich intensive Gespräche geführt, wir waren ab und zu spazieren oder unter der Woche auch mal Essen. Wir spielten Gesellschaftsspiele und erledigten Dinge, die wir als mühsam oder lästig beschrieben und aufs Wochenende geschoben hätten einfach gleich. An einem Abend richteten wir die Türen des Wohnzimmerschrankes aus, die schon seit einer Ewigkeit schief hingen, ein anderes Mal gingen wir in die Stadt und suchten nach neuen Büchern, ich machte teilweise eine Stunde Yoga und habe alle interessanten Rezepte aller Kochbücher, die ich hatte (und danach auf Instagram verschenkt habe) ausprobiert.

Weil ich gerade in dieser Zeit morgens relativ früh aufgestanden bin (meistens gegen 7) waren die Tage natürlich sehr lang. Dadurch fiel mir aber auf, dass wir Menschen eigentlich doch sehr viel Zeit haben und sie irgendwie mit den falschen Dingen verschwenden.




Als ich innerhalb dieser 30 Tage wieder zur Arbeit gehen konnte, dachte ich, wird sich der Entzug nicht so stark bemerkbar machen. Ich erlaubte mir Musik oder Podcasts zu hören, da ich einfach einen weiten Weg zur Arbeit hatte und die Punkte, die Cal Newpport ansprach, weshalb man in der Öffentlichkeit keine Kopfhörer nutzen sollte, auf meinem Arbeitsweg einfach nicht zutrafen.

Ich kam also nach einer Stunde Hin- und Rückweg und einem 8-Stunden Arbeitstag nach Hause, erledigte vielleicht noch mit meinem Mann zusammen den Einkauf, kochte uns Abendessen, bereitete Frühstück für uns beide vor, packte Mittagessen für beide für die Arbeit ein und stellte nach dem Abendessen fest, dass es meistens irgendwas zwischen 18:30 und 19 Uhr war. Bis zum Schlafengehen blieben also noch mindestens 3 Stunden. Also machte ich Sport, ging unter die Dusche, machte meine Abendroutine in aller Ausführlichkeit und hatte danach imme noch mehr als 1,5 Stunden Zeit übrig.


Ich fragte mich, wie das sein kann. Denn ich gehöre nicht zu den Leuten, die sich vor ihren Aufgaben drücken oder stundenlang am Handy sitzen, bevor sie sich aufraffen, um ihr Zeug zu erledigen. Nach der Arbeit habe ich mich fast immer erstmal um meinen Haushalt gekümmert, Sport gemacht und bin dann duschen gegangen. Wo kommt plötzlich diese ganze Zeit her? Mein Mann und ich hatten uns auch darüber unterhalten. Eine wirkliche Antwort haben wir darauf nicht gefunden aber wir haben einfach vermutet, dass die Zeit, die wir abends hatten und vor dem Fernseher (wo wir entweder YouTube oder Serien geschaut haben) oder auf dem Handy einfach gefühlt schneller vergeht. Ob das daran liegt, dass man sich einfach völlig von der Umgebung abschottet oder daran, dass man auf sozialen Netzen wie Instagram und TikTok in kürzester Zeit so viel Input bekommt, dass die Zeit einfach an einem vorbeifliegt.


Vorüber gingen auch die 30 Tage und es kam der Tag, an dem ich wieder uneingeschränkt alles nutzen "durfte", was ich wollte.

Minimalismus ist jedoch kein Projekt, sondern eine Einstellung. Man entscheidet sich ganz bewusst für ein Leben mit weniger. Und so hat mich dieser Selbsttest doch zu einigen Veränderungen bewegt.

Ich verabschiedete mich von TikTok und löschte meinen uralten We Heart It Account. Ich deinstallierte auch Apps mit denen man Bilder bearbeitet (davon hab ich immer noch 2) und Reels erstellen kann. Ich löschte auch die App mit der ich meinen Blog verwalten konnte, denn ich stellte fest, dass ich gut ohne die Benachrichtigung, dass ein neuer Leser auf der Seite ist, leben konnte. Und außerdem hatte ich noch nie einen Blogbeitrag auf dem Handy geschrieben. Auch spiele habe ich entfernt, weil sie nur für eins gut waren: Zeitvertreib. Oder warum sonst braucht jemand ein Spiel, wo er Wasser umfüllen muss?

Auch Lieferando gehört der Vergangenheit an, weil ich diese App so selten nutze und wenn ich es doch tue, kann ich die Seite auch über den Browser aufrufen. Netflix, Amazon Prime und Magenta TV gehören auch nicht mehr auf mein Handy, weil ich sie einerseits dort eh nicht nutze und zweitens ist mir bewusst geworden, dass ich das auch nicht wil. Ich schaue auch fast ausschließlich auf dem Fernseher YouTube, selten mal auf dem Laptop, wenn ich Sport mache. Auch diese App könnte ich theoretisch löschen.


Digitaler Minimalismus bedeutet für mich nicht, dass ich mir Dinge verbiete oder nur zu bestimmten Zeiten mache. Es geht mir um den bewussten Konsum. Ich möchte klar trennen, wann ich arbeite und etwas produktives mache und wann ich mich entertainen lasse. Ich wollte danach außerdem, dass mein Handy möglichst clean ist. Also nur noch Apps, die ich wirklich benutze und brauche. Für viele Anwendungen benutze ich die Webseiten und komme damit super zurecht. Es geht ja nicht darum, sich das Leben möglichst schwer zu machen, sondern ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, was wirklich wichtig ist. Wenn wir uns überlegen, dass wir täglich 2-3 Stunden sinnlose Inhalte auf TikTok und Co. konsumieren und damit unsere begrenzte Lebenszeit verschwenden, müssen wir uns doch eigentlich fragen, ob in unseren Köpfen noch alles ganz so funktioniert, wie es soll. Schließlich bekommen wir die nicht mehr zurück.


Klingt das nicht nach einem super Neujahrsvorsatz? Oder ein digital free February?


XX Valentina

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