top of page

Unsere standesamtliche Hochzeit

4 Monate als Mann und Frau. Ich finde, es ist nun an der Reihe, euch über unsere Corona-Hochzeit Anfang des Jahres zu erzählen.


Die Vorbereitung kurz und knapp:

Wer mir auf Instagram folgt weiß, dass die Wochen vor der Hochzeit Chaos pur waren. Als meine Dokumente für die Hochzeit aus Kroatien angekommen sind, dachte ich, wir haben jetzt alles hinter uns. Wäre mir da nur nicht ein kleiner dummer Fehler passiert. Ich hatte die Rückseite eines Dokuments nicht beachtet und genau dort stand drauf, dass ich heiraten kann/darf. Und genau dieses Blatt habe ich NICHT an die Dolmetscherin gesendet. Und dementsprechend konnte das Rathaus hier in Pforzheim keine Hochzeit zulassen. Und somit war mein Traum, am Hochzeitstag meiner Eltern und gleichzeitig dem Geburtstag meines Opas zu heiraten, geplatzt, dachte ich. Die Dolmetscherin hat sich noch um 22 Uhr nachts an die Arbeit gemacht und das Dokument fertig gemacht, sodass ich es am übernächsten Tag ins Rathaus bringen konnte. Die ganz knappe Nummer (es waren noch etwa 7 Tage bis zum gewünschten Termin) sollte dann aber nicht an dem fehlenden Dokument scheitern, sondern daran, dass ich 2 Tage später positiv auf Corona getestet wurde.


Nachdem ich erstmal 2 Stunden geweint hab, habe ich mich damit abgefunden, dass es einfach nicht sein sollte. Manche machten Witze, dass das ein Zeichen sein soll und ich habe darüber gelacht. Innerlich dachte ich mir aber, es ist ein Zeichen dafür, dass mein Mann und ich einfach ein eigenes Datum haben sollen. Und wisst ihr was? In der Zeit, in der ich in Quarantäne saß, kamen einige Lockerungen, wodurch wir dann an unserem tatsächlichen Hochzeitstag auch in ein Restaurant essen gehen konnten.

Für die standesamtliche Hochzeit war nur ein Mittagessen im kleinsten Kreis geplant. Aufgrund der Corona-Einschränkungen durften wir nur 17 Personen mit in den Saal nehmen, was sehr schnell erreicht war. Neben unseren Trauzeugen waren unsere Eltern mit Geschwistern und unsere Großeltern dabei.

Wir hatten uns auch überlegt, mehrere Personen zu rufen, weil wir ursprünglich Essen zu uns nach Hause liefern lassen wollten. Wir wollten jedoch nicht entscheiden müssen, wer während der Trauung vor der Tür warten muss und nicht mit dabei sein darf. Daher haben wir uns dafür entschieden, nur die erlaubte Anzahl an Gästen einzuladen.



Der Hochzeitstag

Ich war so unfassbar aufgeregt. Meine Gefühle sind wortwörtlich Achterbahn gefahren. In einem Moment war ich total happy und habe mich auf unsere kleine Feierlichkeit gefreut, im nächsten Augenblick habe ich geweint, weil ich realisiert habe, was für einen großen Schritt ich da morgen mache. Dann war ich wieder überglücklich, diesen wundervollen Mann heiraten zu dürfen und direkt im Anschluss wurde mir klar, wie schnell die Zeit vergangen ist und dass ich nicht mehr Tatas kleines Mädchen bin. Essen konnte ich auch nichts, aber das ist wahrscheinlich jedem klar.


Am nächsten Morgen tat ich mich trotz der kurzen Nacht nicht so schwer damit, aus dem Bett zu kommen. Nachdem ich mich im Bad fertig gemacht habe, ist mein "noch-nicht-Ehemann" kurz zum Bäcker und hat uns ein paar Croissants geholt. Nach dem Frühstück habe ich ganz langsam angefangen mich fertig zu machen. Schon Wochen davor habe ich mein Make-up getestet und mich immer so geschminkt, wie ich es an diesem Tag haben wollte. Für gewöhnlich ist es ja so, dass es immer dann schief läuft, wenn es perfekt werden soll, aber nicht an diesem Tag. Es lief alles wie am Schnürchen und ich war zufrieden mit meinem Look. An diesem Tag wollten meine Haare auch ausnahmsweise mal mitspielen. Das Glätteisen ist über meine Haare geflogen und die kleine Glitzerspange hat sofort ihren Platz gefunden.


Während mein Verlobter und ich im Wohnzimmer Witze gemacht haben, wie es wohl wäre, wenn plötzlich alle zu spät kommen würden und wir beide alleine beim Standesamt stehen, kamen seine Eltern mit den Großeltern im Schlepptau schon viel zu früh. Und dann ging in mir die Panik los, wie ich denn fertig werden würde und und und. Dabei musste ich nur noch mein Kleid anziehen und darauf wollte ich warten, bis meine Mutter, meine Schwestern und meien Trauzeugin da sind. Meine Schwiegermutter hat meine Nervosität aber schnell erkannt und übernahm direkt die Versorgung der Gäste und machte in aller Ruhe Kaffee, während ich durch die Wohnung gelaufen bin und nicht wusste, wo ich anfangen soll, wobei es ja auch gar nichts zu tun gab.


Als meine 4 Helferinnen dann angekommen sind, habe ich gefühlt 2 Jahre gebracht, um in mein Kleid zu kommen. Dann habe ich schnell die Schuhe und das Jäckchen übergeworfen und bin aus dem Schlafzimmer getreten. Ich weiß nicht warum, ich habe mich in diesem Moment aber so unfassbar geschämt. Alle haben mich angeguckt und ich habe mich gefühlt, als hätte ich etwas verbotenes getan. Mein Verlobter hat mir gesagt, wie schön ich bin und alle anderen haben nur gegrinst.


Und dann mussten wir auch schon los - viel zu spät dran natürlich. Weil mir ja alle noch ihre Geschenke überreichen wollten und dann hatte ich meinen Blumenstrauß in der Küche vergessen und die Kamera ist liegen geblieben und dann kam noch mein Opa, der keinen Parkplatz finden konnte und solche Sachen, die man auf dem Weg zu seiner Hochzeit nicht braucht.


Da das Standesamt nicht weit weg ist, sind wir alle gemeinsam rüber gelaufen. Dort angekommen waren wir natürlich doch zu früh, aber so hatten wir wenigstens noch Zeit, etwas runter zu kommen. Wir haben im Standesamt noch ein paar Fotos gemacht, bevor wir in den Vorbereitungsraum gerufen wurden, um unsere Personalausweise abzugeben.


Nachdem wir mit unseren Gästen im Trauraum Platz gefunden haben, ging es auch direkt los. Das Ganze hat sage und schreibe 15 Minuten gedauert. Aufgrund der Pandemie wurden wirklich alles Verschönerungen weggelassen und die Dame vom Standesamt hat außer einem Gedicht nur die nötigen Fragen gestellt und uns zur Unterschrift gebeten. Mit Ausnahme des Brautpaars mussten leider alle eine FFP2-Maske tragen, weshalb sich Bilder machen während der kurzen Trauung nicht gelohnt hätte. Wir hatten dann aber noch etwa 15 Minuten Zeit, ohne Masken im Saal Bilder zu machen.


Nach der Trauung haben wir unsere Gäste schon einmal ins Restaurant geschickt, damit wir in Ruhe Bilder machen können. Wir hatten keinen Fotografen, sondern meine Schwägerin mit diesem Job beauftragt. Ich hatte viel Inspiration gesammelt und die Idee meiner Schwägerin als Screenshot gezeigt, sodass sie wusste, wie das Bild aussehen soll. Mein Mann hat die Kamera eingestellt und wir beide mussten uns dann nur noch in den Bildrahmen stellen. Und so haben wir wirklich schöne Bilder bekommen.


Danach sind wir zum gemeinsamen Mittagessen ins Restaurant und haben die Zeit mit unseren engsten Verwandten verbracht. Und ab da nahm der Tag dann auch schon seinen ungeplanten Lauf. Denn wir hatten geplant, nach dem Mittagessen heim zu gehen und abends unsere Freunde zu erwarten. Mein Schwiegervater war aber der Meinung, die Party nicht bis zum Morgengrauen zu beenden. Und so blieben wir Stunden in dem Restaurant. Idealerweise war der Besitzer ebenfalls Kroate, der dann auch noch angefangen hat, Musik für uns zu spielen und damit war unser Plan endgültig gestrichen.


Mein Mann und ich haben uns irgendwann dazu entschieden, schnell nach Hause zu gehen und uns frisch zu machen, da wir nur 5 Minuten Fußweg hatten. Zuhause hat uns dann eine wunderbar dekorierte Wohnung erwartet, was meiner Patentante und einer Freundin zu verdanken war. Ich hatte mich total über die Überraschung gefreut und war froh darüber, dass unsere ganzen Freunde das später zu sehen bekommen. Dachte ich.


Denn auch mehrere Stunden später war die Party im Restaurant auch ohne uns im vollen Gang. Der Restaurantbesitzer bot uns an, unsere Feier mit den Freunden zu ihm in den Laden zu verlagern, was wir ablehnten, weil wir ja Zuhause Getränke und Essen vorbereitet hatten. Auf seine Antwort, wir sollen das alles mitbringen, hielten wir es dann doch für eine bessere Idee, mit über 20 Mann nicht in der Wohnung zu feiern. Und so versammelten sich unsere Gäste bei uns, jeder bekam eine Kiste mit Getränken oder eine Platte Snacks in die Hand und wie eine Schulklasse sind wir bis zum Restaurant gedackelt, wo wir dann gemeinsam mit unseren Eltern den Abend schön zu Ende gefeiert haben.


Einerseits war diese spontane Planänderung total gut, da es in der Wohnung unfassbar eng geworden wäre und irgendwann hätte die Schachtel Pralinen und der Sekt, den wir den Nachbarn am Tag vor der Hochzeit vor die Tür gestellt haben, die Nachbarn auch nicht mehr besänftigt, wenn es zu spät noch laut gewesen wäre. Auf der anderen Seite hatten wir die Feierlichkeit aufgrund des Platzmangels auf einen so kleinen Freundeskreis begrenzt, dass einige gerngesehene Freunde doch gefehlt haben.


Trotzdem war es ein unfassbar schöner Abend mit unheimlich vielen lustigen Momenten, totalen Aussetzern und einer Menge Spaß. Nachdem ich gesehen habe, wie sehr sich unsere Freunde für uns freuen und wie sie mit uns feiern, stieg meine Vorfreude auf die große Hochzeit in 2 Monaten.







Nach der Hochzeit

Muss ich erwähnen, dass ich mich noch lange mit meinem Mädchennamen am Telefon gemeldet habe? Und dass mir "mein Freund" ständig raus gerutscht ist? Ich glaube nicht.

Aber abgesehen davon, hat sich etwas zwischen uns geändert? Ich finde ja.

In den ersten Wochen nach der Hochzeit waren wir noch einmal wie frisch verliebt. Aber anders. Es hat sich einfach anders angefühlt zu wissen, dass einen jetzt bisschen mehr verbindet, als der bloße Wille, zusammen zu sein. Jetzt gibt es kein "Ich mach Schluss" und am nächsten Tag ist man spurlos weg. Das verbindet einen schon irgendwie. Es sorgt für ein anderes Gefühl. Noch mehr Verbundenheit, ein größeres Pflichtgefühl dem anderen gegenüber, noch mehr Fürsorge.


Und ich schaue meinen Ring jeden Tag an und erinnere mich daran, dass ich mich für diesen Menschen entschieden habe. Mit all seinen guten und schlechten Seiten. Ich habe mich für jeden Streit, jede Meinungsverschiedenheit und jede Krise entschieden. Und ich habe mich für die wärmste Umarmung auf dieser Welt entschieden.


XX Valentina Lukic




bottom of page