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Pille abgesetzt - mein Erfahrungsbericht Teil I

Ich habe das Jahr mit einer wichtigen Entscheidung begonnen. Die ganze Geschichte hinter meiner Zeit mit der Antibaby-Pille möchte ich mit euch teilen.


Vorwort: da der ursprüngliche Blogpost extrem ausführlich und lang geworden ist, habe ich mich dazu entschieden, ihn aufzuteilen. In den nächsten Wochen werde ich die verschiedenen Phasen chronologisch in Beiträge verpacken und hochladen. Beginnen möchte ich mit der Entscheidung bzw. den Gründen, die Pille zu nehmen. Außerdem gebe ich einen Einblick darüber, wie ich mich während dieser Zeit gefühlt und verhalten habe und schließlich meine Gründe, diese abzusetzen.


Das erste Mal mit dem Gedanken gespielt, die Pille abzusetzen habe ich vor etwa 2 Jahren. Den Gedanken habe ich dann verworfen und vor einem Jahr wieder aufgenommen. Und dann wieder verworfen. Aber irgendwie hat mich nach einer Zeit der Gedanke gestört, dass ich meinem Körper nicht erlaube, seinen eigenen Rhythmus zu haben und der Natur freien Lauf zu lassen, auf den Zyklus bezogen.


2018...

...habe ich die Pille verschrieben bekommen, da ich einen sehr unregelmäßigen Zyklus hatte. Mal kam die Periode, dann wieder 2 Monate nicht, dann alle 2 Wochen, dann hats mal 3 Wochen am Stück gedauert und sobald das Wort "Klausurenphase" in der Oberstufe gefallen ist, musste ich mir gar keine Sorgen machen, dass ich meine Tage bekomme. Aus diesem Grund hatte mir meine Frauenärztin die Pille verschrieben. Den dieses ungewollte auf und ab der Hormone hatte auf viele Bereiche Auswirkung. Mein Blutzucker war zu dieser Zeit eh nicht gut eingestellt, daher hatte man darauf weniger Rücksicht genommen, aber dennoch war mein Wohlbefinden beeinträchtigt und die natürlichen Prozesse im Körper waren nicht so, wie sie hätten sein sollen. Mein Körper hatte es innerhalb von 4 Jahren nicht geschafft, seinen eigenen Takt zu finden. Mein Diabetes kann dabei eine Rolle gespielt haben. Mehr zum Thema Diabetes und Menstruation erfahrt ihr auf dem Blog mySugr )



Hier hatte ich ein paar Startschwierigkeiten, denn das erste Präparat hat mal so gar nicht funktioniert. Die Regelblutung begann teilweise noch vor der Einnahme der letzten Pille aus dem Blister und dauerte teilweise mehrere Tage nach der Pillenpause noch an. Also wurde mir eine etwas höherdosierte Mikropille verschrieben, welches den Zyklus stabilisieren soll. Die hat dann auch ganz gut funktioniert.

Nach einigen Monaten bemerkte ich, dass ich mich komisch verhalte. Ich weinte plötzlich, als mein Mann (damals noch frisch Freund) duschen gegangen ist. Ich hatte plötzlich Wutausbrüche wegen der banalsten Sachen und vor allem konnte ich mich selber nicht bändigen. Sobald er mir mitgeteilt hatte, dass er etwas mit Freunden machen würde, ist meine ganze Welt zusammen gebrochen. Warum will er mich nicht dabei haben? Ich kann doch die einzige Frau zwischen 10 Männern sein, wieso nicht? - Ich bin doch cool drauf. Was macht er denn, wenn er alleine mit seinem Kumpel Fahrrad fahren geht? Warum kann er nicht warten, bis ich von der Arbeit komme, dann kann ich mitkommen.

Ich hatte in dieser Zeit keine Lust auf meine eigenen Freundinnen. Ich hatte aber auch oft keine Lust auf ihn. Ich war genervt, wenn er bei mir war oder ich bei ihm, ich bin aber auch im Viereck gesprungen, wenn ich alleine war. Ich wollte, dass wir mal am Wochenende alleine daheim bleiben und wenn es dann so war, war ich gelangweilt davon. Wenn wir unterwegs waren, ohne uns zu streiten, was ja aufgrund eines absolut irrationalen Verhaltens zum Dauerzustand geworden ist, wollte ich nach Hause. Es ging mir alles auf die Nerven. Ich wollte aber auch nicht zuhause sein. Ich wollte essen, mir hat aber nichts geschmeckt. Ich hab immer weniger Sport gemacht und hab mich dadurch unwohl gefühlt. Ich wollte immer wieder mit dem Rauchen aufhören aber bei jedem kleinsten Ereignis, ob positiv oder negativ, habe ich sofort wieder geraucht. Ich konnte nicht schlafen, also war ich dauermüde.


Dieser Zustand hielt sehr lange an, bis ich irgendwann auf die Idee kam, dass es mit der Pille zusammenhängen könnte. Dieser Prozess war sehr schleichend, weshalb ich nicht sofort daran gedacht habe. Du wirst halt älter, änderst deine Meinung, du arbeitest jetzt, dein Leben wird ernster, wir sind beide keine Singles mehr, da ändert sich halt mit der Zeit alles. So dachte ich zumindest. Und warum ich dann auf meinen Mann sauer war, wenn er mit seinen Eltern zu Abend isst und mir in der Zeit nicht antwortet? Keine Ahnung, ich hab halt heute schlechte Laune und ganz ehrlich, die Nachricht war auch wichtig und er kann ja wohl auch im 20 Minuten Takt antworten, wo ist das Problem. Idiotisch, weiß ich jetzt.


Ich bin also zu meiner Gynäkologin und habe sie um Rat gebeten, woraufhin sie mir vorgeschlagen hatte, die Pille abzusetzen - HA HA. Ich teilte ihr mit, dass ich gerne eine andere, permanente Verhütungsmethode nutzen würde, weil ich gerade mitten in der Ausbildung bin, wir gerade eine eher wackelige Beziehung haben (wegen meinem Verhalten und dem daraus resultierenden Benehmen meines Mannes) und ich einfach etwas "von innen" möchte, weil ich einfach so sicher wie möglich sein möchte, dass ich nicht ungewollt schwanger werde. Meine Ärztin lehnte jede Form der Spirale o.Ä für mich ab (was gut war) und verschrieb mir eine "Bio-Pille". Weniger Hormone, gleicher Schutz.


Und siehe da, es ging mir besser. Jede Woche ein bisschen und natürlich angefangen mit kaum bemerkbaren Veränderungen bis dann irgendwann auch die wirklich schwerwiegenden Verhaltensweisen sich langsam gelegt haben. Jetzt müssen wir nur noch den Schaden reparieren, den ich in den letzten 15 Monaten verursacht habe, aber nichts leichter als das (natürlich nicht), denn inzwischen kann ich mich ja wieder normal mit Menschen unterhalten, ohne ihnen direkt eine reinhauen zu wollen, wenn sie mich kritisieren oder was unangenehmes sagen.


Dann kam die Pandemie...

...und damit meine Rettung. Ich möchte aber nicht zu sehr darauf eingehen, denn es hat inhaltlich nichts mit diesem Thema zu tun. Mir ging es irgendwann etwas besser und ich habe mich langsam wieder mental dem Menschen genähert, der ich vor der Pille war. Aber immer noch nicht ganz. Ich hatte in vielen Situationen Schwierigkeiten damit, mich nicht komplett emotional leiten zu lassen. Und vor allem überemotional zu sein, egal welche Gefühle das betreffen mag. Gerade in der Lockdown-Zeit habe ich viel gelesen und recherchiert und immer wieder habe ich von Frauen gelesen, die genau mein Gefühlschaos durchlebten und es beendeten, indem sie die Antibabypille absetzen. Ich sah den Zusammenhang aber da war eben noch dieses Ding mit Corona. Ich fragte mich immer wieder, liegt es an der Pille oder liegt es einfach an der Pandemie. Eine Antwort darauf habe ich nie bekommen und es lässt sich auch nicht sagen, vielleicht ist es ein Zusammenspiel aus beiden, vielleicht ist nur einer der beiden Faktoren dafür verantwortlich. Aber im Endeffekt spielt das auch keine große Rolle mehr.


Die Zeit verging...

...wir haben uns verlobt, geheiratet und ich habe meinen Diabetologen im September 2022 gewechselt.

Auf dem Fragebogen wurde ich nach meinem Beziehungsstand gefragt und ob Kinderwunsch besteht. Ich teilte dem Arzt mit, dass ich frisch verheiratet bin und natürlich irgendwann Kinder möchte, jetzt aber noch nicht. Aufgrund eines Diabetes hat er mich gleich über ein großes Problem informiert, über welches ich euch in einem anderen Beitrag zu einem anderen Zeitpunkt berichten werde.

Es stand erstmal fest: aus ärztlicher Sicht darf ich jetzt auf keinen Fall schwanger werden. Aber das ist in Ordnung, denn ich möchte es noch gar nicht. Mein Arzt möchte mich aber langsam darauf vorbereiten, da es mehrere Jahre dauern kann, bis er dafür grünes Licht geben kann und bis dahin unbedingt verhüten. Alles klar, Chef!


Er hatte mir Punkte genannt, die ich bei meinem nächsten Termin bei meiner Gynäkologin ansprechen sollte und das tat ich dann bei meinem nächsten Kontrolltermin im November 2022. Meine Gynäkologin wollte mir an diesem Termin die Pille eigentlich nicht mehr verschreiben. Ich teilte ihr mit, dass es jetzt äußerst ungünstig wäre und ich auf kein anderes Verhütungsmittel umsteigen möchte. Sie teilte mir mit, dass sie das empfehlen würde, denn man kann nie sagen, wie viel Zeit der weibliche Körper braucht, um nach dem Absetzen einen natürlichen Zyklus herzustellen und dass ich mich ja nach jedem Blister umentscheiden könnte. Klar könnte ich auch mittendrin sagen, ich setze jetzt ab aber das würde nur Unklarheiten mit sich bringen. Und ich solle so früh wie möglich anfangen Folsäure zu nehmen. Hab ich mir aufgeschrieben, vielen Dank.


Die Zeit verging, ich hatte meine Termine beim Diabetologen im 4-Wochen-Takt und passte meine Therapie Stück für Stück mit dem wahrscheinlich weltbesten Arztteam der Welt an. Im Januar lobte mich mein Arzt mit den Worten, dass er selten so einen guten Fortschritt in so kurzer Zeit gesehen hat. Ich sollte aber weiterhin nicht mit dem Gedanken spielen, schwanger zu werden, denn mein Körper ist in keiner Weise dafür bereit. Und mein Blutzucker schon 3x nicht. Das war montags und ich sagte ihm zu, dass ich mich brav daran halten werde und wir uns in 4 Wochen wieder sehen.


Am Dienstag kam mir dann aber der Gedanke, warum ich die Pille nicht gleich absetze. Ich hörte von Freundinnen, dass sie über 6 Monate nach Absetzen immer noch keine Periode hatten, geschweige denn einen regelmäßigen Zyklus und ich hatte den ja noch nie. Ich sprach das Thema also wieder an und mein Mann und ich redeten darüber. Ich machte mir bewusst, dass es jederzeit auch bei der Pille trotz korrekter Anwendung zu einer Schwangerschaft kommen kann, genauso wie bei allen anderen Verhütungsmethoden. Die Wahrscheinlichkeit besteht immer. Abgesehen davon müsste man in unserem Alter ja langsam wissen, wie man verschiedene Methoden korrekt anwendet und selbst wenn es ungewollt zu einer Schwangerschaft kommen würde, was soll sein? Wir sind verheiratet, haben beide einen festen Job, wir haben den Platz und sind alt genug (bereit ist man dafür ja bekanntlich nie). Gesundheitlich, wie schon gesagt, sollten wir das möglichst vermeiden aber ich wollte ja "nur" die Pille absetzen, nicht gleich "loslegen". Also nahm ich am Mittwoch die letzte Pille aus dem Blister.

Und spielte am Donnerstag bis zum Schlafen gehen mit dem Gedanken "Fang ich den neuen Streifen jetzt an oder nicht". Dann ging ich schlafen und am nächsten Morgen zur Arbeit. Damit war die Pufferzeit verstrichen. Und ein neues Kapitel für mich begann.


Im zweiten Teil werde ich euch über die ersten 3 Monate nach dem Absetzen berichten. Bis dahin, lest euch gerne ähnliche Beiträge dazu hier auf meinem Blog durch.


XX Valentina

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