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Designer Mode wird zu Fast Fashion - wie Social Media die Modewelt verändert hat

Seit Wochen spiele ich mit dem Gedanken, mir ein bestimmtes Paar Designer Sneaker zu kaufen. Und immer wieder kommt eine Stimme in meinem Kopf, die mir die Frage stellt "sind die nicht ausgelutscht? Die Zeit für dieses Paar ist um." Und dabei frage ich mich gleichzeitig, seit wann klassische Designer-Teile "out" sein können.



Ich finde es die letzten Wochen etwas schwachsinnig, 2x wöchentlich Outfits hochzuladen und über die neusten Kleidungsstücke aus meinem Kleiderschrank zu schreiben, wo ich weiß, dass ich diese gerade nicht wirklich im Alltag trage und auch der Großteil meiner Leser das Haus kaum noch verlässt.


Wir befinden uns im 2. Lockdown und ich weiß, dass viele Menschen gerade in finanzieller Sorge sind und ihr Geld nicht an Luxus ausgeben.


Und trotzdem sehe ich jeden Tag diese perfekte Welt im Internet. Auf allen Plattformen kommen neue Beiträge zu Shopping-Ausbeute, neue Designer Handtaschen, Luxusurlaub in Dubai und neue Autos.



Wohlhabende Menschen gab es schon immer und ein großer Teil der Bevölkerung müssen nicht grundsätzlich um ihr tägliches Brot bangen. Durch Social Media ist mir aber erst klar geworden, wie viele Menschen in Hülle und Fülle leben und sich bedenkenlos jede Zigtausend Euro teure Uhr, Handtasche oder Handyhülle kaufen. Es ist nicht mehr so, dass man nur weiß, dass es die Schönen und Superreichen gibt, man sieht sie täglich.


Durch diese große Reichweite und das Ansehen, welches diese Menschen durch ihren Besitz erzielen, hat sich meiner Meinung nach aber eine schreckliche Denkweise entwickelt.

Denn inzwischen kommt es mir so vor, als wären Designerstücke mittlerweile für jedermann mit Kleingeld zu zahlen und egal wie teuer es ist, in der nächsten Saison schmeißen wir alle diese Teile raus und kaufen uns alles neu- und dabei wird nur in edlen Boutiquen geshoppt.


Es ist nicht so, dass es mich stört. Der Besitz und der Reichtum anderer schadet mir ja nicht. Es ist nur so, dass ich das Gefühl habe, dass der Bezug zur Realität für den "Durchschnittsbürger" verloren gegangen ist. Die teure Handtasche, die man sich durch hartes Sparen nach 2 Jahren gekauft hat oder vielleicht zum 5. Hochzeitstag vom Ehemann bekommen hat, ist heute ein stinknormaler Einkauf. Es scheint normal zu sein, dass man zum 18. Geburtstag ein Auto im Wert von 70.000 Euro bekommt, weil es so vorgelebt wird. Jeder fährt im Jahr 10 Mal in den Urlaub- nach Dubai, auf die Malediven, Saint-Tropez oder Monaco. Die "normalen" Urlaubsziele, die jeder kennt, scheinen nicht besucht zu werden und völlig uninteressant, weil man nicht in superteuren Luxus-Restaurants von vergoldeten Tellern isst.


"Kann ich mir die jetzt noch kaufen", "ist der Zug nicht abgefahren?"- Fragen, die ich mir stelle, wenn ich mir überlege 600 Euro für Schuhe auszugeben. Sollte die Frage nicht eigentlich lauten "kann ich mir das leisten?", "sollte ich das Geld nicht lieber für etwas anderes ausgeben?"



Ich fühle mich durch die Instagram-Welt dazu getriggert, auf den nächsten Hype zu warten und mir dann dieses Paar Schuhe zu kaufen, statt das, was ich mir schon seit Jahren wünsche. Natürlich halte ich mich zurück, weil ich weiß, dass das nicht das ist, was ich möchte. Ein paar Shoutouts für das "trendigste Outfit der Saison" und Likes für das neuste Modell einer 2000 Euro Tasche bringen mich nicht dazu, Geld aus dem Fenster zu werfen. Nicht für Dinge, nach denen ich mich nicht sehne.


Ich liebe luxuriöse Mode. Seit ich ein kleines Mädchen bin begeistere ich mich für Magazine, Kataloge, Mode-Themen. Meine Sozialen Netzwerke wie Pinterest, We Heart It und Instagram sind voll mit Beiträgen und Inspirationen rund um Kleidung. Ich sterbe heute noch, wenn ich mir meinen Gürtel von Moschino anschaue, ich liebe meine Louis Vuitton wie am ersten Tag, es gibt keinen schöneren High Heel als meine Louboutins. Aber trotzdem weiß ich, dass ich in diesen Geschäften nicht täglich einkaufen gehe und dass ich das nicht tun muss, nur weil das 90% aller Profile aus meiner Abo-Seite tun.


Jeder, der das bedenkenlos kann, soll das auch gerne tun. Warum sollte man sich keine tollen und hochwertigen Taschen, Schuhe und Uhren kaufen, wenn man es kann. Nur jeder, der es eben nicht so leicht kann, sollte sich nicht durch die perfekten Bilder unter Druck gesetzt fühlen.


Auf diesen Bildern werden immer nur die schönen, teuren und seltenen Sachen gezeigt. Keiner profiliert sich gerne mit seinen 5 Euro Shirts und der 40 Euro Jeans. Und natürlich schaut man sich auf den sozialen Netzwerken das an, was man selbst gerne hätte ABER es sollte einen nicht traurig machen, wenn man diesen teuren Lifestyle nicht leben kann.


Leider bemerke ich selber, wie wenig Aufmerksamkeit "normale" Mode auf den Plattformen bekommt. Eine neue Handtasche von H&M?- uninteressant. Ein neues Paar Socken von Gucci?- es regnet Likes und Komplimente. Für was, frage ich mich.


Es sorgt dafür, dass ich für meine Postings gewisse Kleidungsstücke oder Accessoires trage, weil ich weiß, dass die Reichweite dadurch deutlich steigt. Dabei kommt es doch gar nicht auf das Label sondern auf den Look an. Eigentlich.


Wir sprechen immer davon, dass wir nachhaltig und bewusst konsumieren wollen. Wir achten auf die Lebensmittel, die wir kaufen und essen und wir schauen nach der Umwelt. Aber der Konsum an Kleidung übersteigt inzwischen alle bisher da gewesenen Mengen. Und dann auch noch so kostspielige Marken und Designer.


Findet ihr nicht auch, dass Soziale Medien nur noch ein Museum für materiellen Reichtum geworden ist? Es interessiert mich echt, ob ich mit dieser Beobachtung alleine bin.


Liebe Leute, bleibt gesund und passt auf euch auf!


XX Valentina

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